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"Don Giovanni" ist zurück

Die bekannte Mozart-Oper in der Inszenierung von Jacopo Spirei aus der Spielzeit 2010/2011 erfreut pünktlich zur Premiere 2016 wieder das Publikum des Salzburger Landestheaters.

Mit Don Giovanni möchte man vermutlich nicht näher bekannt sein. Er frönt exzessiv den Freuden des Lebens und achtet dabei weder Gefühl noch Moral. Stattdessen drängt sich der Libertin Donna Anna auf und mordet im Duell ihren Vater, Il Commendatore. Bereits davor schwor der ungezügelte Frauenheld Donna Elvira die Treue, aber solche Versprechungen verteilt Don Giovanni inflationär. Deshalb ist es nicht absonderlich, dass er sich am Hochzeitstag von Zerlina und Masetto amoralisch an die nichtsahnende Braut anpirscht. Dabei immer treu an seiner Seite, Don Giovannis listiger Diener Leporello, den zumindest bisweilen Zweifel an der ethischen Integrität seines Herren plagen. Die Lage eskaliert, als der skrupellose Frauenverehrer am Grab des ermordeten Il Commendatore spöttisch dessen Statue zum Essen einlädt und den Zorn der Götter beschwört.

Der Stoff aus der Mozart-Oper, für die Lorenzo da Ponte nach dem fulminanten „Le nozze di Figaro“-Erfolg wieder das Libretto schrieb, war bereits zu Mozarts Zeiten bekannt. Unter begeisterten Reaktionen wurden sein musikalisches Werk deshalb auch am 29. Oktober 1787 in Prag uraufgeführt. Die Gefühle des Meisters mussten allerdings bald darauf in Wien eine Dämpfung erfahren. Kaiser Franz Joseph II. kommentierte die mangelnde Euphorie seiner Untertanen mit „aber es ist kein Bissen für meine Wiener.“ Das hat sich grundlegend geändert, nicht nur in Wien.

Don Giovannis amoralischem Treiben im amerikanisierten Ambiente ist erfrischend beizuwohnen (Inszenierung: Jacopo Spirei, Bühne und Kostüme: Bettina Richter, musikalische Leitung: Adrian Kelly). Die Oper wurde zeitgenössisch adaptiert und setzt auf einen typischen „American Way of Life“. Kleine amerikanische Mittelstandhäuser schmiegen sich eng aneinander, um auf der übersichtlichen Bühne Platz zu finden. Die Flagge der Vereinigten Staaten ziert die Seitenfront und amerikanische Polizeibeamte jagen Don Giovanni (hervorragend Simon Schnorr), der sich ihnen immer wieder geschickt entzieht. Stattdessen zelebriert der Homme à Femmes viel lieber die Maßlosigkeit; seine Feste sind laut und zügellos. Mittendrin der Frauenheld selbst, dessen grausame Charakterzüge durch eine Joker-Maske akzentuiert werden und der mit wunderbar intonierten Arien in Begleitung des Mozarteumorchesters Salzburg elegant an den Abgrund führt. Vokal beeindrucken aber vor allem auch Donna Anna (höchst präsent Lavinia Bini), Don Ottavio (einnehmend Kristofer Lundin) und Masetto (opulent Raimundas Juzuitis), die wie das restliche Ensemble das Publikum in die Welt großer Emotionen einladen. Mitleiden und mitlachen garantiert.

Das Ende von Jacopo Spireis Inszenierung ist ein Novum und der Friedhof oszilliert zur Aufbahrungshalle. Statt der Statue lädt Don Giovanni jetzt den Verstorbenen selbst zum Festmahl. Seine Höllenfahrt gestaltet sich dennoch gebührend dramatisch, Dramma giocoso verpflichtet. Den Opera buffa-Elementen verdankt das Publikum dann aber den vergnüglichen Teil des Abends, der keinesfalls zu kurz gerät. Zufriedene Gesichter und ein vollmundiger Bissen für die Salzburger.

© Veronika Zangl, 2016 

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