Ein seltsames Paar - Schauspielhaus Salzburg
Eine Männerfreundschaft wirft so schnell nichts aus der Bahn? Sicher? ...
„Ein seltsames Paar“ premierte am Schauspielhaus Salzburg und sorgte bereits am ersten Abend für große Erheiterung im Saal.
Hollywood lebt! Im Schauspielhaus Salzburg erfährt „Ein seltsames Paar“ gerade sein Bühnen-Revival. Die Komödie von Neil Simon, die 1968 mit Walter Matthau und Jack Lemmon in den Titelrollen für filmische Furore sorgte, ist in Salzburg. Christoph Batscheider lässt das Flair der 70er Jahre mit realistisch-naturalistischem Bühnenbild, Schlaghosen lastigen Kostümen und schicken Koteletten wieder auferstehen (Ausstattung: Isabel Graf). Das geschieht nicht nur mit viel Liebe zum Detail, sondern auch mit jeder Menge schauspielerischer Hingabe.
Die Poker-Runde trifft sich wie jede Woche zum gemeinsamen Spiel. Nur einer fehlt, Felix. Als die Freunde erfahren, dass ihn seine Frau vor die Tür gesetzt hat, reagieren sie angemessen besorgt. Die Erleichterung ist groß, als sich der labile Freund vor Oscars Tür einfindet. Der nimmt ihn – Freundschaft verpflichtet – bei sich auf. Die Männer-WG oszilliert allerdings alsbald in eine beziehungsähnliche Situation. Als dann auch noch Felix dem Freund die Tour bei den beiden Schwestern Gwendolyn und Cecily vermasselt, ist der endgültig indigniert. Und setzt Felix ebenfalls vor die Tür. Was tun?
Es ist ein heiterer Abend, den das Publikum des Schauspielhauses in amüsanter Bühnen-Runde bei EIN SELTSAMES PAAR verbringt. Martin Brunnemann und Antony Connor geben mit Oscar und Felix wunderbare Stereotypen gescheiterter Männerexistenzen zum Besten. Der Eine eloquent, nonchalant und mit dem gewissen Coolness-Faktor, aber leider hoffnungslos in finanziellen Belangen; der Andere nervös, labil, mit Hang zu Putzfimmel und Kochleidenschaft sowie ausgeprägtem Sparefroh-Gespür. Klar, dass da die Konflikte nicht lange auf sich warten lassen. Die werden von den Schauspieler*innen wunderbar in Szene gesetzt und mit sichtlicher Spielfreude zelebriert. Wobei nicht mit Pointen oder Gags gegeizt wird. Unter dem Motto „etwas Spaß muss sein“ findet sogar der Bühnenbild-Wechsel Eingang in das komödiantische Repertoire.
In den Nebenrollen begeistern vor allem Marcus Marotte als pedantisch-ängstlicher Vinnie und Moritz Grabbe als Speed, mit höchst motiviertem Bein. Das zappelt bei dem Dauer missmutigen Charakter nämlich ständig und mit großer Persistenz. Murray (Frederik Soltow) ist gutmütig, laut und mindestens ebenso hungrig wie Vinnie.
Die beiden Schwestern (oder Cousinen) Gwendolyn und Cecily (Susanne Wende und Kristina Kahlert) hingegen sorgen vor allem mit ihrem Sexappeal für Aufregung unter den Poker-Freunden. Entsprechend imposant der musiklastig-laszive Auftritt der beiden Damen. Dezent geht anders, allerdings hat auch niemand behauptet, dass Gwendolyn und Cecily zurückhaltend wären. Ganz im Gegenteil; rücksichtslos und herausfordernd flirten sie mit Oscar, ehe sie Felix ganz zufällig für sich gewinnt. Dabei wollte er doch eigentlich nur sein Lamm Wellington zelebrieren.
EIN SELTSAMES PAAR sorgt für extrem gute Laune und stellt eine wunderbare Abwechslung dar, der nur zu gerne gefrönt wird. Davon zeugt bereits der begeisterte Schlussapplaus. (mehr...)
© Veronika Zangl, 2016
Bild: Schauspielhaus Salzburg