seitentitelbild_vers_3_5
salzburgs_erster_mit_6

Die fabelhafte Welt der … Fuge.

Den Einstieg in die neue Spielzeit feiert das Toihaus Salzburg mit der „Fuge“ und wunderbaren Eindrücken. 

Wenn sich Cornelia Böhnisch mit Simon Schäfer auf eine Bühne begibt, dann ist Großes zu erwarten. Die eine wird mit ihren drastischen Bilderwelten in Tokio gefeiert, der andere ist ein Berlin lebender Ausnahmekünstler, der gerne imposante Klangräume zwischen den Extremen kreiert. Es verwundert also nur marginal, dass das Publikum der „Fuge“ auf einen akustisch wie visuell opulenten und sehr grauen Raum trifft: die Bühne (darauf: Cornelia Böhnisch, Simon Schäfer, Gudrun Raber-Plaichinger, Yoko Yagihara, Pascale Staudenbauer, in Zusammenarbeit mit: Hüseyin Evirgen, Katharina Schrott, Georg Hobmeier, Alexander Breitner).

Bei der musikalischen Fuge wird das Fugenthema zuerst von einer einzelnen Stimme vorgetragen und danach von einer zweiten beantwortet. Das Ganze setzt sich im selben Modus immer weiter fort, bis das Fugenthema alle Stimmen durchlaufen hat und die erste Durchführung beendet ist. Das dramaturgische Prinzip der „Fuge“ am Toihaus scheint sich an der musikalischen Variante zu orientieren; denn auch für die „Fuge“ wurde das Thema exemplarisch und in sämtlichen Facetten zelebriert. Es strömt und fließt in alle Richtungen. Fahnen wehen, Haare auch. Die Tiefe des Raumes wird voll ausgekostet: Licht bahnt sich seinen Weg durch die Türrahmen und Videoprojektionen werden bewusst genutzt, um große Effekte zu erzielen. Nicht zuletzt durch die eindrückliche Symbiose von „alten“ und „neuen“ Tönen erhält die „Fuge“ ihre ganz eigene Note. Denn barocke Töne vereinen sich mit modernen und zukunftslastigen Varianten. Dadurch erhalten die geschwungenen, grauen Fahnen und die Stoffballen, die sich nach und nach im Zentrum ansammeln, eine ganz eigene Konnotation. Revolution und Veränderung schwingen im Fugenthema mit und weisen gleichermaßen zurück in die Vergangenheit, wie sie im Hier und Jetzt präsent sind.

Es ist ein spezieller und seltsam faszinierender Ort, den die „Fuge“ schafft. Ein Nicht-Ort, der dennoch existiert, zumindest für die Dauer einer Vorstellung. Kurz vor dem Ende folgt übrigens der Höhepunkt, wiederum ganz fugentypisch, ehe das Thema rhythmisch und spannend ausklingt. (Tollhaus Theater)

 

© Veronika Zangl, 2016

fuge_tollhaus