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Musical "Annie" - Landestheater Salzburg

Aufmüpfige, schlagfertige Waisenmädchen gegen den Rest der Musical-Welt

Am 10.12. feierte „ANNIE“ als neues Musical am Salzburger Landestheater eine umjubelte Premiere.

Über die Bühne fegt eine Horde kleiner Mädchen und mittendrin ein rothaariger Lockenschopf mit Hund; irgendwie klar, dass es sich bei der neuen Musicalproduktion des Landestheaters nur um ANNIE, den amerikanischen Klassiker mit dem ganz speziellen Cinderella-Faktor von Charles Strouse und Thomas Meehan handeln kann.
ANNIE, das ist die Geschichte des gleichnamigen Waisenmädchens, das nicht glauben kann, dass es vor elf Jahren einfach so von seinen Eltern auf den Stufen des städtischen Heimes ausgesetzt wurde. Am Premierenabend stand Clara Stein als Annie auf der Bühne (derer gibt es immerhin drei) und überzeugte mit wunderbar klarer Stimme und großartiger Natürlichkeit. Diese überbordende Energie ist auch den anderen Waisenkindern eigen, die mit erstaunlich schauspielerischer und vokaler Professionalität punkten. Abrundung erfährt das harmonische Ganze, das sich im Rahmen einer kreativ simplen Kulisse entfaltet und nebenbei den Schlafsaal zu einer Ritterburg mit eigener Skyline umfunktioniert (Bühne: Court Watson), durch Franziska Becker als herrlich durchtriebene und garstige Heimleiterin Miss Hannigan.

Kim Duddy gelingt es nach vergangenen Erfolgen am Haus mit ANNIE erneut internationales Musical-Flair in Salzburg zu inszenieren. Nicht nur ihre perfekt choreographierten Ensemble-Nummern setzen kleine Highlights, die selbst die jüngsten Darstellerinnen keck und laut in erstaunlicher Synchronizität und wohlgeordnetem Chaos über die Bühne toben lassen (u.a. „Das Leben stinkt“ oder „Kleine Mädchen“), auch die Solo-Momente begeistern. Besonders wenn sie Miss Hannigan involvieren, die im Flower-Power-Kostüm vokal und mimisch ausdrucksstark für Tyrannei und Unterdrückung unter den Waisenkindern und als weiblicher Captain Jack Sparrow für großes Amüsement sorgt. In Kombination mit Rooster Hannigan (Sascha Oskar Weis) und Lily Hilton (Anna Carina Buchegger) sind das die stärksten Momente einer sehr gelungenen und fröhlichen Produktion. Überhaupt punktet das familienfreundliche Musical mit viel ironischem Humor und wortstarken Plänkeleien. Derer nicht zu knapp frönen auch Annie und der latent miesepetrige Milliardär Oliver Warbucks (Uwe Kröger), bei dem das Mädchen überraschend die Weihnachtsfeiertage verbringen darf. Humorige verbale Momente inklusive, die Clara Stein in ihrer Rolle souverän und nonchalant präsentiert und Uwe Kröger entsprechend appetitlich serviert. Ganz nebenbei wird dann auch noch die Weltwirtschaftskrise angeschnitten, tritt der amerikanische Präsident in Erscheinung (stimmlich wunderbar Elliott Carlton Hines) und darf sich die Depression in Kostüm und Bühne spiegeln. Das Gros des Publikums ist sichtlich begeistert, die DarstellerInnen auf der Bühne strahlen und Hund Sandy (Melba) reagiert erstaunlich gelassen und herrlich unaufgeregt auf die teils stehenden Ovationen.
Weitere Termine bis einschließlich Mai unter: (www.salzburger-landestheater.at)

© Veronika Zangl, 2015

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