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Vergiss nie, dass ich Dich liebe

Uraufführung am OFFtheater: „Vergiss nie, dass ich dich liebe!“ zelebriert die besondere Freundschaft zwischen Marlene Dietrich und Édith Piaf, mit einem musikalischen Schauspielabend.

OFFtheater (Rezension)

Der heimliche Protagonist ist das Bett. Tatsächlich dominiert die erhöhte Schlafstätte in der Uraufführung von „Vergiss nie, dass ich dich liebe“ das Bühnen-Geschehen. Die musikalische Hommage an die tiefe Freundschaft von Édith Piaf und Marlene Dietrich wird durch das metallene Gerüst eingerahmt und dirigiert. Immer wieder zieht sich die blonde Femme fatale (Christiane Warnecke als kühle, laszive Dietrich) darin zurück und entsteigt ihm für eine kurze oder längere Revue der Vergangenheit. Dabei wird sie von Édith Piaf (Anja Clementi als Reinkarnation des Spatzes von Paris) begleitet.

Mit „Vergiss nie, dass ich dich liebe!“ feiert das OFFtheater die nächste Uraufführung und beweist einmal mehr Kreativität und Mut zu Themen abseits des Mainstreams. Die im Untertitel als Collage titulierte Produktion steht ganz im Zeichen der größten Chansonnetten des 20. Jahrhunderts und ist zugleich eine Hommage an ihre Musik. Tatsächlich verband Marlene Dietrich und Édith Piaf nach einem zufälligen Zusammentreffen in New York eine besondere Freundschaft, der auch gerne eine erotische Note nachgesagt wird. Das erstaunt wenig, schließlich war Édith Piaf für ihre zahlreichen männlichen Liebschaften bekannt und Marlene Dietrich hatte auch Beziehungen mit Frauen.

Selbstverständlich bilden diese und ähnliche amouröse Anleihen hervorragenden Theaterstoff, auf den Alex Linse für „Vergiss nie, dass ich dich liebe!“ zurückgreift. Subtil gestreut, bilden sie die perfekte Basis für einen anspielungsreichen Abend, bei dem nicht immer klar ist, was der Realität entspringt und was der Fiktion. Das kann es allerdings auch gar nicht, da sowohl Piaf wie Dietrich für ihre variablen Wahrheiten bekannt waren. Diese Wankelmütigkeit spiegeln auch die Schauspielerinnen. Anja Clementis Édith Piaf wirft mit einschlägigem Vokabular um sich, während sie unbeholfen-derb nach mehr Alkohol ruft und den Spatz von Paris bis in die kleinste Geste auf die Bühne bringt. Christiane Warneckes Marlene Dietrich wird zur herrischen Preußin, die sich das unflätige Verhalten verbietet und die Freundin kurzerhand der Feier verweist – um sie später zu trösten.

Aufgelockert wird das musikalische Geschehen durch zeitgenössische Einsprengsel und humorige Dialoge. Schlagfertig kontern Marlene Dietrich und Édith Piaf und geizen dabei weder mit spaßigen Kalauern noch mit großen Chansons. „Vergiss nie, dass ich dich liebe!“ ist eine musikalische Revue, die tatsächlich nicht so schnell in Vergessenheit geraten wird – auch wenn sie wie Édith Piafs Botschaft an Marlene Dietrich nicht auf einem Zettelchen notiert wurde. (mehr...)

© Veronika Zangl, 2018

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