"Döner zweier Herren" - Heckentheater im Mirabellgarten
Landestheater Salzburg (Rezension)
Sommerliches Verwirrspiel im Heckentheater
Eine Komödie von Plautus ist so leicht wie ein Sommer-Spritzer und so bekömmlich wie ein Hors d'œuvre: Mit „Döner zweier Herren“ bespielt das Landestheater Salzburg das Heckentheater und sorgt für frische Theaterkost.
Wenn aus „Epedicus“, dem Sklaven zweier Herren, plötzlich ein „Diener zweier Herren“ wird, dann hat sich Carlo Goldoni am Stoff von Plautus orientiert. Wenn dann daraus wiederum ein „Döner zweier Herren“ entsteht, hat John von Düffel seine Finger im Spiel. Der deutsche Dramatiker adaptierte Goldonis Blaupause und Michael Moritz inszenierte sie als Synergie unterschiedlicher Epochen (Bühne & Kostüme: Katja Schindowski). Die wird pünktlich zum Ende der aktuellen Spielzeit vom Landestheater im benachbarten Heckentheater zum Besten gegeben und sorgt an lauen Sommerabenden für commedia dell'arte-Atmosphäre. Denn genau dieser Theaterform hält auch von Düffels im 21. Jahrhundert angekommener Kalauer noch die Treue. Freilich mit zeitgenössischer Plot-Variation: So wird der Diener zum liebenswürdigen türkischen Tollpatsch mit Immigrationshintergrund, der aufgrund seines leeren Magens auf die glorreiche Idee kommt, bei einem zweiten Herren anzuheuern. Schließlich gilt, je mehr Jobs, umso üppigere Mahlzeiten. Die Theorie geht zwar nicht ganz auf, aber das tut bei Kemal (Gregor Schleuning als herrlich naiver Diener mit expressiver Mimik und großen Gesten) ohnehin fast gar nichts. Dafür sorgen die Fettnäpfchen-Ausflüge der Figur für viel Heiterkeit zwischen den Reihen.
Verwirrung kann auch Beatrice; Christiane Warnecke spielt die selbstbewusste junge Italienerin, die auf der Suche nach ihrem Verlobten Florian Müller (Marco Dott) in eine Hosenrolle schlüpft. Multikulti hält auch im österreichischen Gasthof Einzug, wo der liebestolle Siegfried (Tim Oberließen) die Finger nicht von seiner Braut lassen kann. Gemeinsam mit Rosi (Genia Maria Karasek wunderbar auf Siegfried fixiert) liefert er sich laute Stelldicheins, bis ihm sichtlich die Kondition schwindet. Das stört die ambitionierte Rosi wenig und ehe sich Siegfried versieht, scheucht sie ihn bereits humorig ins nächste stille Kämmerlein. In die Väterrollen schlüpfen Axel Meinhardt und Walter Sachers. Während der eine geradezu paradigmatisch den Part des geizigen Wüstlings erfüllt, glänzt der andere als besserwisserische Dottore – wieder so eine Plautus-Rolle. Indes wehrt sich Nikola Rudles Blondina schlagkräftig gegen die Nachstellungen des eifrigen Gastronomen und sucht Marco Dotts Florian Müller rührend verbissen und ein bisschen wie Dante nach seiner Beatrice.
„Döner zweier Herren“ ist leichte Kost für laue Sommerabende. Eine entspannte Symbiose also, die bevorzugt bei schönem Wetter genossen werden sollte. Dass das auch für die restlichen Vorstellungen hält, sei nicht nur dem Ensemble, sondern auch dem künftigen Publikum zu wünschen. (mehr...)
© Veronika Zangl, 2018
Fotos: Anna Maria Löffelberger