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Illusionen einer Ehe - Typisch Mann und total Frau

Schauspielhaus Salzburg (Rezension)

Der Auftakt könnte kaum fröhlicher sein: Mit Christoph Batscheiders Inszenierung „Illusionen einer Ehe“ setzt das Schauspielhaus zu Saisonbeginn auf viel feinen Witz und französischen Humor.

Nach einer, nennen wir es vorsichtig, 'zähen' Schulzeit nahm Eric Assous einen Funken Interesse am Zeichnen zum Vorwand, um nach Frankreich zu ziehen. In Paris schrieb sich der kreative Tunesier offiziell für Kunst ein, stattete den Vorlesungen dann aber nur sporadisch Besuche ab. Viel häufiger war der junge Mann aus Tunis im Kino anzutreffen oder beim Schreiben. Letzteres trieb Eric Assous bis zur Präzision und zählt mittlerweile zu den besten Komödienschreibern Frankreichs. Wie ließe sich so eine neue Saison am Theater also besser begehen als mit Humor? Das dachte sich vielleicht auch das Schauspielhaus Salzburg und lässt mit Eric Assous' temporeicher Komödie „Illusionen einer Ehe“ die Korken für 2017/18 knallen (Regie: Christoph Batscheider, Ausstattung: Isabel Graf, Licht: Thomas Finsterer, Maske: Andrea Linse).

Jeanne und Maxime sind ein wohlsituiertes Ehepaar in den besten Jahren. Da stellt Jeanne ihrem Mann eine unerwartete Frage: Wie viele Affären hatte er in ihrer Ehe? Das kann Maxime nicht auf sich sitzen lassen und schlägt einen Deal vor: Gibt er die seinen zu, müsse sie auch die ihren gestehen. Als sich dabei aber herausstellt, dass Jeanne nur eine Affäre hatte und er zwölf, ist bei Maxime Schluss mit lustig. Schließlich bedeute eine längere Liebschaft viel mehr als zwölf einzelne! Um herauszufinden, wer Jeannes Affäre war, lädt er seinen besten Freund Claude zum Mittagessen ein und quetscht ihn aus – nach allen Regeln der Kunst.

Die Bühne von Isabel Graf konzentriert sich auf die Mitte des Raums. Rechts und links davon -  je nach Perspektive auch davor oder dahinter – sitzt das Publikum. Auf dem hübsch arrangierten Bourgeois-Tableau wohnt es der scheinbar harmlos geäußerten Frage nach der ehelichen Treue bei. Susanne Wende mimt in Christoph Batscheiders leichtfüßiger Inszenierung Jeanne, die den Ehemann scharfzüngig provoziert, nur um selbst an späterer Stelle für einen sehr kurzen Moment ihre souveräne Fassade zu lüften. Der Einblick in ihr Innerstes offenbart eine ungeahnte Verletzlichkeit, die der starken Jeanne so gar nicht zuzutrauen war und steht programmatisch für die zahlreichen Twists und plötzlichen Wendungen der französischen Boulevardkomödie. Dazu zählt auch, dass Jeanne gleich darauf wieder ihre Maske adjustiert und sämtliche Gefühle hinter herrlicher Ironie verbirgt. Als Maxime darf Antony Connor emotional in die Vollen gehen. Was Jeanne an Gelassenheit versprüht, überbietet Maxime mit Gereiztheit. Fassungslos schnappt er nach Luft und wirft seiner Frau die eine Liebschaft vor, während er seine zwölf Affären in köstlich gleichgültiger Weise für null und nichtig erklärt. Mit Claude als potentiellen Verdächtigen avanciert Maxime obendrein im Handumdrehen zum Kreuzverhör-Experten. Claude (Bülent Özdil) wiederum punktet mit faszinierender Diversität. Vordergründig harmlos und leicht verschreckt, nimmt er selbst die Zügel in die Hand. Schüchtern war gestern, jetzt gibt er den Ton an. B. Özdil spielt wie A. Connor und S. Wende die unerwarteten Wendungen voll aus; gemeinsam verleihen sie der französischen Komödie ihren unvergleichlichen Charme. 

Unterhaltung made in Frankreich? Ja, aber mit großartigem Schauspiel à la Salzburg. (weiter...)

(Veronika Zangl)

 

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