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„Johnnys Café“ - Revue

OFFtheater Salzburg (Rezension)

Cineastischer Roadtrip

Premiere am OFFtheater: In „Johnnys Café“ geht das Ensemble auf eine wunderbar abgedrehte Reise durch cineastische Evergreens.

Das OFFtheater in Salzburg ist längst für seine Innovativität bekannt. „Je oller, desto doller“ scheint es sich frech auf die Fahnen geheftet zu haben. Dabei bleiben die Produktionen aber immer im manierlichen Bereich. Durchgeknallt ja, aber bitte nicht unappetitlich. So ungefähr könnte auch das Credo für die neue Musical-Revue lauten. Nach dem Publikumserfolg „Petticoat & Nierentisch“ folgt jetzt „Johnnys Café“ (Kostüme: Abozar Hussaini, Ausstattung: Andrea Linse, Max Pfnür, Technik: Jonas Meyer-Wegener).

Johnny hat ein Problem – sein Café ist mehr schlecht als recht besucht und sein einziger Mitarbeiter Django selten pünktlich. Da tauchen eines Tages drei Fremde im Lokal auf und nehmen das demotivierte Duo mit auf eine ganz besondere Reise.

„Fear and Loathing in Las Vegas“ war gestern. Heute gehen Johnny (ironisch spitzzüngig Alex Linse) und Django (heiter verpeilt Jonas Zacharias) auf einen abgedrehten Roadtrip durch die Cineastik – und das mitten in Salzburg. Von „Lawrence of Arabia“ führt die Reise über „Cocktail“, „Goldfinger“, „Moulin Rouge“ bis zu „Saturday Night Fever“. Dabei geizen die Figuren nicht mit bekannten Filmzitaten und adaptierten Songs. Aber nicht nur eingefleischte Connaisseure kommen auf ihre Kosten. Schließlich ist „Johnnys Café“ ja auch eine Musical und der eine oder andere Hit wurde ins dramaturgische Konzept eingebaut. Das erweist sich trotz zusammengeklöppelter Songliste als erstaunlich kohärent. Oder vielleicht passt sich die psychedelische Reise auch einfach der musikalischen Basis an. Das Resultat ist jedenfalls ein heiteres Allerlei aus Schauspiel, Musical, Film-Reminiszenzen und sehr viel Kreativität.

Natürlich stehen die Herren nicht alleine auf der Bühne. Als die drei Fremden mischt sich ein weibliches Trio selbstbewusst ins Geschehen ein (stimmstark und amüsant Anja Clementi, Diana Paul & Silke Stein). Dabei bleibt die Inszenierung ihrer Bewusstseins verändernden Maxime treu – nur dass anstelle von Drogen in „Johnnys Café“ eben Musik und ein herrlich konfuser Plot konsumiert werden. Deshalb tauchen die Drei auch wie Jeannie aus der Flasche auf. In jeder Phase sind sie hautnah dabei und sorgen für reichlich Zündstoff und Chaos.

Der Plan scheint aufzugehen. Tatsächlich befeuern die großzügig zweckentfremdeten Film- und Musical-Zitate den Humor. Zusätzlich wird der aber auch noch durch bis ins Hyperbolische gesteigerte Pointen in Sprache, Kostüm und Ausstattung stimmig ergänzt. Man könnte meinen, dass es auf der übersichtlichen Bühne nun schon reichlich eng wird – trotzdem findet sich noch ein kleines Stückchen bespielbare Fläche, auf der es sich längst die Live-Band gemütlich gemacht hat (Leitung & Keys: Daniel Schröckenfuchs, Gitarre: Peter Baxrainer, Drums: Tom Grubinger). Temporeich und mit Verve verleiht sie dem Musical den optimalen Schwung.

„Johnnys Café“ ist genau der richtige Ort zum Abschalten, Loslassen und sich Amüsieren – ganz egal wie absurd die Reise auch ausfallen mag.

© Veronika Zangl, 2017

 

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