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König der Herzen

Politischer Komödien-Spaß für jedermann

Salzburger Landestheater (Rezension)

Pünktlich zum Auftakt der Festspiele rollt die mobile Straßentheater Bühne wieder durch Salzburg. Diesmal im Gepäck, die britische Komödie „König der Herzen“.

Salzburg in freudiger Erwartung: Die Festspiele stehen vor der Tür. Das ist die eine Seite. Die andere aber, dass damit auch die Zeit des Salzburger Straßentheaters anbricht. Von Juli bis August tourt die bunte Theatertruppe durch Stadt und Land und bietet volksnahes Kontrastprogramm.

2018 ist das Straßentheater schneller als die Festspiele. Noch vor der offiziellen Eröffnung feiert man bereits eine bis zum letzten Platz gefüllte Vorpremiere. Die hat es inhaltlich faustdick hinter den Ohren. Steht schließlich Alistair Beatons satirische Politkomödie „König der Herzen“ auf dem Programm. Georg Clementi inszenierte den bitterbösen Brit-Export und adaptierte ihn für die Mozartstadt (Ausstattung: Alex Linse, Andrea Linse, Harald Schöllbauer, Bühnenbau: Harald Schöllbauer, Kostüm und Maske: Andrea Linse). Dabei dürfen die musikalischen Elemente nicht fehlen. Die teilen bereits vor dem Vorhangfall die eine oder andere ironische Spitze aus, wenn das Ensemble ein euphorisches „Yesterday“ anstimmt (musikalisches Leitung und Arrangements: Marc Seitz). Früher war also alles besser?! Der Meinung dürfte zumindest Premierminister Nick Bailey sein (Georg Clementi: mit großen Gesten und noch mehr Ironie), der alles versucht, um den ältesten Spross an der Thronbesteigung zu hindern. Schließlich hat sich Prinz Richard (erst bieder, dann aufmüpfig: Thomas Pfertner) ungebeten mit einer Muslima verlobt (für ihre Ideale eintretend: Larissa Enzi). Lediglich der sympathisch schusselige Erzbischof (wortwitzig Olaf Salzer) probt den Aufstand und setzt sich für moralische Werte wie Nächstenliebe oder Gleichheit ein. Für die kann sich zu fortgeschrittener Stunde auch eine geläuterte Oppositionsführerin Stella Clarke (Christiane Warnecke) erwärmen – versprechen sie doch politische Mehrheit.

Gelungen auch die Figurenführungen von Toby (Max Pfnür) und Annie Brett (Anja Clementi). Der persönliche Referent und die Privatsekretärin des Premierministers könnten sich nicht mehr spinnefeind sein und kabbeln sich humoresk um seinen Blackberry oder die amourösen Eroberungen. Hier fliegen die spitzen Funken und verbalen Entgleisungen. Auf Letzteres hat sich auch Thronfolger No.2 spezialisiert; Prinz Arthur (Paul Clementi) versteht sich neben homophoben Sticheleien aber auch vorzüglich auf alkoholische Exzesse. An dieser Stelle rotieren die variablen Auswüchse der britischen Legende rund um König Arthur bereits in ihren diversen Grabstätten und jubiliert der schadenfrohe Rest. Also lieber zurück zu Prinz Richard, der natürlich genauso meilenweit davon entfernt ist, ein Löwenherz zu sein. Stattdessen stimmen am Ende alle gemeinsam John Lennons „Imagine“ an. Der rote Beatles-Faden schließt einen humorigen Kreis mit fast so etwas wie einem Happy-End – und das birgt neben zahllosen unterhaltsamen Komödien-Elementen auch sehr viel intelligente Kritik am gesellschaftlichen Zeitgeist. (mehr...)

© Veronika Zangl, 2018

 

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