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"Wiener Blut" - Landestheater Salzburg

(Rezension)

Heiteres Verwirrspiel auf Operetten-Art

Am Landestheater Salzburg feiert „Wiener Blut“ mit bekannten Melodien, sehr viel Lebensfreude und Wiener Charme Premiere.

Es gibt Dinge, die stehen synonym für Österreich. Wiener Schnitzel zum Beispiel, Kaiserschmarrn oder eben „Wiener Blut“. Letzteres stammt aus dem Werk von Walzer-König Johann Strauß Sohn. Auch wenn die Operette eigentlich anders heißen müsste, schließlich hat Adolf Müller Junior die Musik aus den Kompositionen von Johann Strauß Sohn individuell zusammengestöpselt. Der war zum Zeitpunkt des Auftragswerks bereits gesundheitlich stark angeschlagen. Müller übernahm, Strauß beriet.

„Wiener Blut“ ist längst österreichisches Kulturgut. Graf Zedlau entpuppt sich für seine Frau Gabriele nach der Heirat als Enttäuschung. Er habe zu wenig Wiener Blut, wirft sie ihm vor und verschanzt sich im elterlichen Heim. Graf Zedlau nimmt sich eine Geliebte – Tänzerin Franzi – und liebäugelt bereits mit einer weiteren Mätresse – Schneidermädchen Pepi – als bei Gabriele der Funke neu entflammt. Da ist es ja doch, das vielgerühmte Wiener Blut. Sie will sich ihren Mann zurückerobern und macht sich sofort auf den Weg nach Wien. Das Chaos nimmt seinen Lauf und kulminiert in einem ausgelassenen Fest mit zahlreichen Irrungen und Verwirrungen.

Marco Dott inszenierte „Wiener Blut“ am Landestheater als Operetten-Klassiker mit zeitgenössischen Auflockerungen (Bühne: Christian Floeren, Kostüme: Conny Lüders, Choreografie: Alexander Korobko). Alt und verstaubt war gestern. Heute darf es glitzern und funkeln – mit temporeichen Revue-Nummern sorgt das Ballett-Ensemble für lebensfrohe Zerstreuung. Immer in Aktion, immer im Takt, das Mozarteum Orchester Salzburg (musikalische Leitung: Robin Davis). Besonderes Augenmerk legte der Regisseur auf das Wiener Lokalkolorit. Mit Liebe zum Detail lässt er die Figuren in breitestem Wienerisch parlieren. Besonders Franziska Cagliari (Ilia Staple als temperamentvolle Tänzerin ohne Genierer) und ihr Vater Kagler (Sascha Oskar Weis, als herrlich prolliger Karussellbesitzer) beherrschen das Spiel perfekt. Sie werfen mit unflätigen Ausdrücken um sich, dass die Ohren schlackern. Franz Supper gibt den stimmstarken, flatterhaften Graf Zedlau, der den Premierminister (Axel Meinhardt herrlich humoresk im Dialekt-Dilemma) und Gabriele (Anne-Fleur Werner als resolute, bekehrte Ehefrau) immer wieder erfolgreich an der Nase herumführt. Aber der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht: Das Finale ist laut, stark und sehr amüsant. Immer zwischen den Fronten, Alexander Hüttner als gelungener Josef, der slapstickartig durch die ersten Szenen führt. Als sein Pendant entpuppt sich Pepi (Tamara Ivaniš), auf die allerdings auch der umtriebige Herr Graf bereits ein Auge geworfen hat.

Marco Dotts Inszenierung am Landestheater Salzburg zeigt, Operette erfreut noch immer. Allerdings profitiert sie auch von dem einen oder anderen Update. Und das funktioniert bei „Wiener Blut“ ganz wunderbar. (mehr...)

© Veronika Zangl, 2018

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Franz Supper und Llia Staple