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Mozarts Wohnhaus

Das Mozart Wohnhaus auch "Tanzmeisterhaus" genannt, erstmals 1617 urkundlich erwähnt, bestand bis 1685 aus zwei Häusern. Am 3.August 1711 erhielt Lorenz Speckner per Dekret die Erlaubnis, in diesem Haus Tanzstunden für Adelige abzuhalten. Laut "Seelenbeschreibung" (heute Volkszählung) von 1713, wird das Haus ab diesem Zeitpunkt "Tanzmeisterhaus" genannt. Das Haus wurde am 9.September 1739 dem hochfürstlichen Tanzmeister und Kammerdiener Franz Karl Gotlieb Speckner (ca. 1705-1767) übergeben. Damals spielte ein Tanzmeister keine geringe gesellschaftliche Rolle, er lehrte nicht nur Tanz, sondern er bereitete auch junge Adelige auf das Hofleben vor und kannte sich im schwierigen Hofzeremoniell aus.

Am 15.November 1747 war Franz Gottlieb Speckner einer der Trauzeugen der Eltern Mozarts. Im Dezember 1765 wurde in der Familie Mozart diskutiert, ob man sich nicht nach einer größeren Wohnung umsehen müsse - die Wohnung im dritten Stock des Hagenauer'schen Hauses in der Getreidegasse 9 umfasste Küche, Kabinett und je ein Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmer.

Leopold Mozart schrieb an seinen Hausherrn Johann Lorenz Hagenauer (1712-1792) aus Den Haag: "Zum Exempel, wo wird dann meine Tochter schlafen ? Wo wird der Wolfgang sein Quartier aufschlagen ? Wo werd ich für ihn einen besonderen Platz zum studieren und seiner Arbeit, deren er vielerley haben wird, finden ? Und wo bleib ich ? Meine Kinder und ich soll jedes seinen Platz haben, um keines dem anderen hinderlich zu seyn. Können sie denn noch ein paar Zimmer anbauen lassen ?"

Am 15.Mai 1767 starb Speckner im Alter von 62 Jahren. Erbin wurde seine Base Maria Anna Raab (1710 - 5.April 1788), die als "Tanzmeister-Mitzerl" in die Mozart Literaur eingegegangen ist. Sie veranstaltete keine Bälle mehr, sondern verlegte sich aufs vermieten, stellte einen geräumigen Saal für Hochzeiten zur Verfügung.

Die große Westeuropareise der Mozarts (1763-176) ließ den Plan eines Wohnungswechsels vorläufig ruhen. Am 20.Februar 1771 schrieb Leopold seiner Frau aus Venedig: "...zu Hause! allein mir ist beygefallen, daß wir zu Hause nicht wohnen können. Du musst mir also schreiben, ob wir beym Sailerwirt (ehemaliges Gasthaus, Getreidegasse 10), beim Stern (heute Sternbräu, Getreidegasse 34-36), oder beym Saulentzl (ehemaliges Gasthaus mit Metzgerei, Goldgasse 13) einlogieren sollen. Ich glaube, es wird am besten seyn ich nehme meine Wohnung im Löchl (beim Löchlwirt, heute Restaurant "Eulenspiegel", Hagenauerplatz 2), so habe ich alsdann nicht weit ins Hagenauer Hauß. So wie wir (wie die Solaten) untereinander schliefen, können wir nicht mehr seyn; der Wolfgang ist nicht mehr 7 Jahre alt etc".

Nach ihrer dritten Reise nach Wien (Mitte Juli bis zum 25. September 1773) bezogen die Mozarts ihr neues Domizil am damaligen Hannibalplatz (heute Markartplatz 8). Die geräumige Wohnung bot ausreichend Platz für die Begegnungen mit Freunden und Musikern. Auch der Schauspieler, Theaterdirektor und "Zauberflöten"-Librettist Emanuel Schikaneder (1751-1812) war oft zu Gast.

Wolfgang schrieb in diesem Hause unter anderem von 1773 bis 1780 Symphonien, Divertimenti, Serenaden, Klavier- und Violinkonzerte, ein Fagottkonzert, Arien, Messen und andere kirchenmusikalische Werke. Er komponierte hier den "Re pastore" KV 208, begann "La Finte giardiniera" KV 196 und "Idomeneo" KV 366.

Von 1773 bis 1787, dem Todesjahr Leopolds, wurden in diesem Haus von der Familie Mozart 232 uns bekannte Briefe geschrieben, insgesamt 215 kamen hier an. Viele Briefe sind verschollen bzw. nicht mehr vorhanden.

Wolfgang hat mit seiner Hausherrin Mitzerl manchen Spaß getrieben, aus München schrieb er am 30. Dezember 1774 an seine Schwester: "an die Jungfrau Mitzerls alles erdenkliches, sie soll an meiner Liebe nicht zweifeln, sie ist mir beständig in ihrem reizenden negligee vor augen; ich hab viele hübsche mädchen huier gesehen, aber eine solche schönheit habe ich nicht gefunden." Dieses Zitat hat viele Mozart-Biografien dazu vernalasst, in der Mitzerl eine Freundin Mozarts zu sehen, aber die gute Hausfrau war 46 Jahre älter als der damals 18jährige Wolfgang ....

1778 starb Mozarts Mutter in Paris, 1784 heiratete Mozarts Schwester Nannerl nach St.Gilgen. Leopold bewohnte die geräumige Wohnung nun alleine. Am 25.Juli 1785 kam sein Enkel Leopold Alois Pantaleon hier zur Welt und wurde der Obhut des Großvaters überlassen.

Nach Leopold Mozarts Tod am 28.Mai 1787 hatte das Haus mehrere Besitzer. Am 16.Oktober 1944 wurde das Haus durch eine Fliegerbombe zu zwei Dritteln zerstört. Der damalige Besitzer verkaufte den zerbombten Teil an die Assicurationi Generali, die dort ein Bürohaus errichtete, das die internationlae Stiftung Mozarteum 1989 erwerben konnte. Bereits 1955 hatte die Internationale Stiftung Mozarteum den erhaltenen Teil des Tanzmeisterhauses für Museumszwecke erworben. Das Bürohaus wurde am 2.Mai 1994 abgerissen, am 4.Mai begann der Wiederaufbau bzw. die Rekonstruierung nach alten Plänen. (mehr...)

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